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Von Herren, Genossen und Sportsfreunden – oder wie redet man Täve Schur an.

Radfahrer und ihre Pause

Foto: David Himmer

Möglicherweise kann Täve Schur nicht mehr ganz so schnell Fahhrrad fahren wie früher. Wir waren alle zu schwach, um das heraus zu bekommen. Spaß machen kann er noch wie dazumals, vielleicht sogar noch besser. Proben davon bekamen alle ab, denen wir gestern auf unserer Radtour durch Nordsachsen begegneten. Ganz originell kam es noch am Schluss.

Atemlos kam ein Mann angerannt, ein Fahrradhemd in der Hand. Wir waren schon fast weg und er wollte doch noch ein Autogramm von Täve auf’s Hemd ergattern. Natürlich ging das noch. Täve wurde von dem Fan mit „Herr Schur“ angeredet. Das hätte die Sache jedoch fast gestört. „Sag‘ nicht Herr zu mir, ich bin der Sportsfreund“, meinte Täve so ungehalten, wie er nur konnte, also kaum merkbar.

Da gab es vor vielen Jahren etwas Vergleichbares – nur umgekehrt: Nikita Chruschtschew sprach die chinesischen Vertreter in der UNO-Vollversammlung mit „Genossen“ an. Die verwahrten sich dagegen. Sie seien keine Genossen. Chruschtschew konterte, er nehme zur Kenntnis, dass sie lieber Herren als Genossen seien.

Da hätte ich gern gestört (war aber noch zu jung und nicht in der UNO)

Bei Täve aber ist es zweimal umgekehrt. Man kann zu diesem wirklich tollen Sportsfreund auch ohne Bedenken Genosse sagen.

Da will ich gar nicht stören!

Nachträgilche Korrektur des 20. Jahrhunderts – sächsische FDP macht’s möglich!

Im Koalitionsvertrag zwischen der CDU und FDP in Sachen steht, dass man Sachsen auf den Stand bringen will, den es zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon einmal hatte. 3, 2, 1 Klasse kann  ich da nur sagen. Klar ist freilich nicht, ob damit zeitmaschinenartig die Vergangenheit  ab 1900 korrigiert und  der Gegenwart angepasst werden könnte. Die Wettiner werden es wohl hoffen und den Dreck nicht ein zweites Mal dem Volk alleene machen lassen. Schließlich wissen sie erst heute, dass es auch um ihr Porzellan und Tafelsilber geht. Vielleicht kann man so das ganze 20. Jahrhundert überhaupt vermeiden: 1. Weltkrieg, Nazis, 2. Weltkrieg, Sozialismus usw. Genial, weil ja auch keiner mehr dran schuld wäre, nicht die deutsche Wirtschaft, nicht die deutsche Generalität, nicht das Zentrum usw. Aber was ist mit der Wende und den letzten 10 Jahren des Dezenniums? Nun, für die Blau-Gelben waren das ohnehin keine Ruhmesjahre. Herr Zastrow war noch viel zu klein und Genscher fast schon zu alt und Ortlep zu liberal. Alleine schon dafür, dass Genscher nichts mehr mit dem Jugoslawien-Krieg zu tun hätte, würde sich das lohnen.  Also 100 Jahre auslassen und voran in eine neue Vergangenheit. Wieso hat Zastrow eigentlich kein Propagandaministerium bekommen – natürlich von Anfang an privatisiert?

Da würde ich gerne stören!