Und jetzt kommen die Mühen der Ebene. Ein Allgemeinplatz und nie falsch, seit dies Bert Brecht gesagt hat. Aber für uns LINKE kommen sie tatsächlich, denn keine Frage ist schwieriger zu beantworten als jene, die ich auch im Wahlkampf oft gestellt bekommen habe: Wir haben Euch ja schon das letzte Mal gewählt, was habt Ihr denn nun gekonnt? Die Leute wollen es konkret wissen und keine Ausflüchte hören. Von wegen, machen könne man eigentlich nur etwas, wenn man die Mehrheiten hat. Na klar, wir haben die anderen andauernd an die Chose in Afghanistan erinnert. Wir haben die Kritik an Hartz IV im Gespräch gehalten. Wir haben die Rente mit 67 für ein soziales Unding erklärt, den Mindestlohn gefordert usw. usw. Die Dinge sind nicht in Vergessenheit und lasten den Mehrheitlichen auf dem Gemüt. Mehr noch, die SPD ist daran zerschellt. Es ist jetzt an ihr, die Wunden zu lecken und vielleicht sogar als älteste Partei in Deutschland wirklich neu zu beginnen. Ob sie dabei Chancen hat, über eine Kopie von uns hinaus zu kommen, ist sicher offen. Ob wir eine Chance haben, dabei anders zu bleiben als die SPD, alternativ, ist freilich auch offen. Wir sollten nicht anders sein wollen um jeden Preis und nur, um damit immer wieder Wahlen zu gewinnen. Wir sollten aber unsere Geschichte weiter schreiben als Partei nicht nur für den Wahltag, sondern auch für den Alltag. Damit waren wir schon erfolgreich, als die SPD noch in den Grenzen ihrer früheren Normalität agierte. Dazu brauchen wir Mitglieder – junge, ältere und alte, aus allen sozialen Schichten, aktiv, ja auch etwas umtriebig, präsent in Bürgerinitiativen, Vereinen und beim Protest auf der Straße. originell, tatkräftig und wortgewandt. Mitglieder, die die Finger in die Wunden der Gesellschaft legen, die Verantwortlichen dafür bloß stellen und die Wunden einzelner Betroffener auch unter den gegebenen Umständen zu lindern und heilen versuchen, statt auf Mehrheiten und Weltrevolutionen zu vertrösten. Wenn wir jeden Tag, überall und in aller Öffentlichkeit zeigen, dass wir theoretisch, politisch und praktisch das Soziale ernst nehmen und uns nach Wahlerfolgen nicht in die Institutionen verkrümeln, ist mir um unsere unverwechselbare Rolle in der Gesellschaft nicht bange und deshalb auch nicht um den Erfolg. Der hier beschriebene Weg zum Erfolg muss aber unser Ziel sein und bleiben. Sonst war alles nur Fasching und die „alte Prohaska“ wischte jetzt das Treppenhaus. So manche und mancher kennt vielleicht noch dieses Lied von Kurt Demmler.
(geschrieben für die nächste Nummer unserer Landeszeitung „Die Linke“)