Planet der Affen

Das war der Titel eines 1968 gedrehten Films mit Charlton Heston in der Hauptrolle. Im Wesentlichen folgte er Hollywood-Klischees, lieferte aber auch bemerkenswerte politische Aussagen. Knapp erzählt: Der US-amerikanische Astronaut Taylor (Charlton Heston) verlässt mit seiner Crew im Jahre 1972 die Erde. In Tiefschlaf versetzt, sollen sie Jahrtausende später auf einem anderen Planeten landen. Taylor macht bei dieser Expedition ohne Rückkehr mit, weil ihm die Erde längst zuwider ist, weil sich die Menschheit in Kriege verwickelt und gegenseitig umbringt. Die Raumfahrt endet in einer Katastrophe. Das Raumschiff muss in einem See notlanden. Ein weibliches Mitglied der Truppe hat den künstlichen Schlaf nicht überlebt. Die anderen finden sich zunächst in einer unwirtlichen Gegend ausgesetzt, was einen von ihnen aber nicht hindert, das Sternenbanner zu hissen. Der Titel des Films erklärt sich aus der Tatsache, dass die Astronauten schließlich auf eine Gesellschaft intelligenter Affen stoßen, denen Wesen mit menschlichem Antlitz gegenüber stehen, bösartig aber, höchstens von der Intelligenz, wie wir sie Affen zuschreiben, und von der Affengesellschaft ängstlich gehasst und unterdrückt. Eines langen Filmes kurzer Sinn besteht dann darin zu erkennen, dass es auch in dieser Affengesellschaft soziale Hierarchien, Herrschaft und streng gehütetes Herrschaftswissen gibt. Nach langen Auseinandersetzungen werden die Menschen-Astronauten von den Affen in eine verbotene Zone entlassen und müssen mit Schrecken feststellen, nirgendwo anders gelandet zu sein als auf der alten Erde. Erschüttert stehen sie vor den Trümmern der New Yorker Freiheitsstatue. Alles, was sie auf diesem Planeten erlebt haben, waren die Folgen menschlicher Selbstvernichtung in einem Atomkrieg. Die Angst der Affen vor den Menschen war erklärt.
Gelernt haben wir Menschen aus diesem Film freilich nichts. Im Gegenteil – eine Neuverfilmung 2001 veränderte den Schluss und verlegte alles nun doch auf einen anderen Planeten als die Erde. Fortsetzungen delektierten sich eher an Liebesgeschichten zwischen Astronauten und Affenfrau. Ich aber hege neuerdings in Erinnerung an diesen Film und im Zusammenhang mit aktuellen Ereignissen wieder Hoffnung in einer Welt voller Dummheit, Krieg und Morden. Man mag mir das Obskure meiner folgenden Überlegungen verzeihen. Es nährt sich aus einer Utopie, in der Affen die Wegweiser aus der Dunkelheit zum Licht sein könnten.
Gibraltar, ein von Briten, Spaniern, Marokkanern und anderen bewohnter Felsen an der Südspitze der Iberischen Halbinsel ist wieder einmal zum Zankapfel geworden. Insgesamt geht es um 28.750 Einwohnerinnen und Einwohner, 6,5 Quadratkilometer Land und ungezählte bissige Berberaffen. Großbritannien beherrscht den Felsen. Spanien hätte ihn gerne wieder in seine „Obhut“ genommen, nachdem es ihn 1713 an die Engländer verloren hatte. Der Kampf wird verbissen, also auf Menschenart, geführt. Die Spanier machen Grenzen dicht, die Briten versenken Betonklötze im Meer. Kriegsschiffe fahren auf. Es tröstet nicht, dass es wahrscheinlich, wie seit langem, nur Theaterdonner sein wird, der da rumort. Im Mittelmeerraum toben derzeit bewaffnete Auseinandersetzungen besonders brutaler Art, und Europäer halten ständig das Feuer an die Lunten und haben sie auch schon längst gezündet. Libyen, Ägypten, Tunesien, Sudan, Syrien, der Dauerkonflikt zwischen Israel und Palästinensern … Alles legt Zeugnis ab von einer Welt, aus der sich der Astronaut Taylor im Film angewidert verabschiedet hat. Aber auf Gibraltar wohnen beißfreudige Affen. Man darf sich doch einmal wenigstens vorstellen, sie könnten sich gegen den Irrsinn, der ihre Insel beherrscht, siegreich auflehnen. Allerdings sollte ihre notwendige Mutation ohne vorherige Atomkatastrophe ablaufen. Erich Kästner hatte mit seiner „Konferenz der Tiere“ ja schon eine ähnliche Idee. Jonathan Swift meinte in „Gullivers Reisen“, dass alles auch mit Pferden ginge. George Orwell jedoch zeigte uns in seiner „Farm der Tiere“, dass die Hoffnung auf animalische Vernunft so vergebens ist wie jene auf die menschliche. Nein, es bleibt der Weisheit letzter Schluss, „uns aus dem Elend zu erlösen, das müssen wir schon selber tun.“

Geschrieben für Links September 2013, 24.08.2013

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