Frankfurt am Main, 18. März 2015

Im Internet finde ich bei t-online.de ein Video mit dem Titel „Autos und Barrikaden brannten“. Sie brannten in Frankfurt am Main. Anlass war die Eröffnung des neuen Hauptquartiers der EZB, das mehr als eine Milliarde Euro gekostet hat. Demonstriert sollte werden. Ein internationales Bündnis von Parteien, Gewerkschaften, Initiativen unter Führung von Blockupy hatte dazu aufgerufen. Friedlich und bunt sollte es werden. Das ging schon früh am Tage in gewaltsamem Aufruhr unter. Genossinnen und Genossen, die ich schätze, wenden sich bei facebook gegen sinnlose Gewalt. Ich drücke den Knopf für „Gefällt mir“. Die online-Ausgabe der österreichischen Kronenzeitung titelt: „Verletzte, Verwüstung, Festnahmen. EZB-Prunkbau eröffnet: Protestwelle in Frankfurt am Main“. Ein Leser kommentiert: „blickt man in der menschheitsgeschichte zurück, so gab es immer revolutionen, kriege und blutvergießen, wenn die schere zwischen arm und reich zu groß wird … die breite masse läßt sich lange viel gefallen, aber irgendwann läuft das faß über und dann …“ Mir fällt ein, das war in Frankfurt am Main schon öfter der Fall. Man kann wahrscheinlich gar nicht aufzählen, wie oft. So war das z. B. auch am 3. April 1833. Etwa hundert Angreifer versuchten die Frankfurter Hauptwache der Polizei und die Konstablerwache zu stürmen. Es sollte der Auftakt zur Revolution in ganz Deutschland werden. Es blieb ein kurzer Aufruhr, blutig niedergeschlagen.
Im Jahre 1833, da war ein Mann namens Georg Büchner gerade 20 Jahre alt, fünf Jahre älter als Karl Marx. Dieser Büchner verfasste und verbreitete ein Jahr später ein Flugblatt unter dem Titel „Der Hessische Landbote“. Statistisch wurde bewiesen, wie die hessische Landbevölkerung vom Adel ausgebeutet und unterdrückt wird. Der Text gipfelte im Aufruf „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ Der Autor sollte verhaftet werden, wurde steckbrieflich gesucht und konnte schließlich aufgrund auch der Verbindungen seines Vaters nach Straßburg entkommen. Sein Compagnon Weidig wurde eingesperrt, gefoltert und starb schließlich, wie offiziell gemeldet wurde, durch Selbstmord, an den kaum jemand glaubte. Der „Krieg den Palästen“, er war für damals gescheitert. Hundert Jahre später wird vielmehr und ebenda ein Prunkbau des Kapitals eröffnet. War deshalb aktuelle Gewalt, an deren grundsätzlicher Kritik ich mich öffentlich beteiligt habe, nicht doch ein Akt verständlichen, ja folgerichtigen Widerstandes in den Traditionen der Stadt?
Die Traditionen der Stadt mögen passen. Aber, „cui bono?“ Wem nützt es? Wo ist der Erfolg im Krieg gegen die Paläste und noch mehr für den Frieden der Hütten? Mag sein, es war wieder einmal ein Fass übergelaufen, weshalb dem Leser der Kronen-Zeitung auch alles folgerichtig erscheint. Die Polizei war darauf vorbereitet. Das Ende war also auch absehbar – der neue Palast steht. Die Hütten haben das Nachsehen. Dem bunten, friedlichen Protest gegen den Prunkbau und seine „Bewohner“ waren öffentliche Sympathie und Aufmerksamkeit entzogen. Aufruhr ist nicht Revolution. Das hätten die Frankfurter spätestens seit 1833 wissen können. 1847/48 verfassten Karl Marx und Friedrich Engels das „Manifest der Kommunistischen Partei“. Sie sprachen nicht nur das Elend der Massen an, sondern analysierten den Kapitalismus in seinem inneren Zusammenhalt und seinen inneren Widersprüchen, die seine Überwindung möglich machen könnten. Damit waren sie weiter als Büchner, wenn vielleicht auch schwieriger zu verstehen. Das Kapital weiß längst, dass es an seinen selbst produzierten Widersprüchen zugrunde gehen könnte. Es verhält sich deshalb klug, wo es sein muss, brutal, wenn es anders nicht geht, skrupellos in jedem Fall. Geschmacklos bleibt es immer. Das einschlägige Video zum 18. März 2015 bei t-online beginnt mit einer „kurzen Werbung“. Im Wechsel bietet man uns ein unkompliziertes online-banking, weil ohne TAN, oder einen schnelleren Zugang zum Netz. Beides macht uns jeweils – oh Freude – mobil, auch wenn wir zu Hause bleiben. Ist auch besser so, denn draußen brennen, wie in der Folge zu sehen, die Autos. Herrn Draghi sei aber gesagt: Auch wenn er eine „Einweihung ohne Pomp“ versuchte, der Palast wird dadurch nicht zur Hütte. Das bleibt weithin sichtbar!

(geschrieben für Links, April 2015, 18.03.2015)

2 Gedanken zu „Frankfurt am Main, 18. März 2015

  1. Jimbo

    ave778899 / TO~Leo難怪我在gx神上面找回文的貼圖,就是沒人有說 = = 害我一直弄個半天,以為我真這麼呆哩 ^^&8;212;———————&#82128———&##212;———-我改成以下:; FTouchFlo configuration fileDelay:300sGestureWaitingDelay:500;To disable scrolling use DisableScroll:1;to enable scrolling use DisableScroll:0DisableScroll:0UpDownApp:\\Program Files\\TouchCommander\\SlideMinimize.exeUpDownAppCmdLine:DownUpApp:\\Program Files\\TouchCommander\\TouchCommander.exeDownUpAppCmdLine:LeftRightApp:LeftRightAppCmdLine:RightLeftApp:RightLeftAppCmdLine:; Exclude applicationsExclude:TouchCommander.exeExclude:PocketCM.exeExclude:TomTom NavigatorExclude:Flash liteExclude:iContact.exeExclude:jmm.exeExclude:Picsel Browser; end of configuration★ 真的有差耶 ^^ ★ 愛死你了。 艾瑪留版主回覆:(11/22/2009 03:48:39 PM)有改善就好了,恭喜你了比妳男朋友還能掌握PDA手機了 ^^

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