Jurij Brezan – 100 Jahre

Das sorbische Volk, ob in der Niederlausitz oder in der Oberlausitz, ist gar nicht arm an bedeutenden Schriftstellern, die ihren unverwechselbaren Anteil an der Bewahrung von Sprache und Kultur dieses kleinen, noch dazu in zwei Varianten existierenden Volkes haben. Das gilt für Vergangenheit und Gegenwart. Mit einigem Stolz kann deshalb der Sorbische Künstlerbund Ende Juni, Anfang Juli 2016 schon sein 38. Fest der sorbischen Poesie feiern. Natürlich ragen, wie in jeder Sprachgemeinschaft, einige aus der Menge heraus. Dazu gehört sicher Jurij Brezan. Der Einzige ist er natürlich nicht. Wenn man nach ihm fragt, wird fast jede und jeder im Osten sagen, „natürlich, den kenne ich.“ Was man von ihm gelesen hat, steht vermutlich schon auf einem anderen Blatt. Wie man sich seiner erinnert, zehn Jahre nach seinem Tod und zu seinem 100. Geburtstag, steht erst recht etwas fragwürdig im Raum.
Brezan beginnt seinen Roman „Krabat oder die Verwandlung der Welt“ mit einem sehr dialektisch gedachten und zugleich so berührend bildlich dargestellten Zusammenhang von engster landschaftlicher Bindung und Welt: „Genau im Mittelpunkt unseres Kontinents – wie viele hierzulande irrtümlich glauben, also auch der Welt – entspringt die Satkula, ein Bach, der sieben Dörfer durchfließt und dann auf den Fluß trifft, der ihn schluckt. Wie die Atlanten, so kennt auch das Meer den Bach nicht, aber es wäre ein anderes Meer, nähme es nicht auch das Wasser der Satkula auf.“ Das mit dem „anderen Meer“ steht auch auf dem Grabstein Jurij Brezans und meint mit Recht, die Welt wäre eine andere, gäbe es die Sorben nicht. „Ihr lebt vom Brot Eurer Enkel“ und „Jeder kennt bloß noch die Hektare und keiner mehr die Krume“, setzt er maßloser Ausbeutung bodenständiger Lebensgrundlage seines Volkes entgegen. Man kann hier Brezans Hinterlassenschaft sicher nicht ausreichend und umfassend würdigen. Es ist auch nicht meine Absicht. Einen Hauch davon konnte man jedoch bei einer Veranstaltung aus Anlass des hundertsten Geburtstages Jurij Brezans im Bautzener Steinhaus verspüren. Jurij Brezan, der auf sorbisch wie auf deutsch gleichermaßen souverän beglückend, bereichernd und in Einmaligkeit schreiben konnte, wird sicher nicht zu Unrecht oft der bedeutendste Dichter der Sorben im 20. Jahrhundert genannt. Das heißt nicht, dass er unumstritten wäre. Nein dies ist sogar unvermeidliches Element seiner Größe. Seine Poesie überzeugt alle, die das Herz dafür offen haben. Sein politischer Weg durch die Labyrinthe seiner Lebenszeit ist für manche Anlass zu Ablehnung oder wenigstens Skepsis. Wer ihn versteht, findet aber gerade in der Poesie die Erklärungen dafür, geboren aus einer ständigen Auseinandersetzung mit sich selbst, der engsten Heimat, ihrer Landschaft, ihren Geschichten, ihren Menschen. Eingebettet ist darin die Auseinandersetzung mit der Welt.
Den 95. Geburtstag des 2006 kurz vor seinem 90, Geburtstag Verstorbenen hatte seine Familie einst im engen Kreis in Horni Hajnk gefeiert. Man hoffte auf größere Ehrungen zum Hundertsten. Das wurde nicht ganz so. Sein Tod war allseits bemerkt worden, eine Ehrung zum 100. Geburtstag, ja auch nur eine ehrende Erwähnung blieben weitgehend aus. Die Stadt Bautzen rang sich nie zur Ehrenbürgerschaft durch, obwohl beantragt. Wo ist die Jurij-Brezan-Gasse in Bautzen, Kamenz oder anderswo im obersorbischen Siedelgebiet? Wo ist wenigstens eine Ehrentafel? Caren Lay und Heiko Kosel, Abgeordnete aus der Region im Bundes- und Landtag für DIE LINKE, ergriffen die Initiative, organisierten die Ehrenveranstaltung und ersparten so mögliche Enttäuschung. Der Stellvertreter des Bautzener OBM hielt die Laudatio, in einer Podiumsdiskussion erfuhren wir bisher Unbekanntes über die Rezeption von Jurij Brezans Werk, von persönlichem Zugang und von Privatem. Florian Brezan präsentierte Jurij Brezans auf obersorbisch verfassten „Brief an meine Enkel“ in eigener sensibler Übersetzung. Menschen aus lokaler und sächsischer Kultur und Politik lasen aus Texten Brezans und machten damit ihre durchaus unterschiedlich begründete Zuwendung deutlich. Alles in allem eine nicht nur notwendige, sondern auch sehr gewinnbringende Veranstaltung.

(Geschrieben für Links Juli/August 2016, 20.06.16)

8 Gedanken zu „Jurij Brezan – 100 Jahre

  1. D-ROLF

    In der eignen Stadt ist der Künstler immer der „Arsch“…dafür gibt es unzählige Beispiele -Brecht, Einstein u D-ROLF konnten in die Welt ausweichen. Brezans Schicksal ist es, an die Lausitz gebunden zu sein -die Sorben können vieles -aber kein Marketainment….

  2. höhe dispokredit haspa

    तेंव्हा काही वर्ष मी क्विन्स गार्डनला रहायचो. म्हणून ते नाझ जवळ पडायचं .मागच्याच आठवड्यात कोल्हापूरला जाऊन आलो. ओपेल मधे गेलो होतो. त्यावर पण पोस्ट लिहायचं होतं , पण दोन खादाडी पोस्ट बॅक टु बॅक फार होतील नाही? म्हणून टाळतोय. थोड्या दिवसानंतर लिहिन.पुण्याला बहुतेक दुसऱ्या आठवड्यात असेन मी.. तेंव्हा भेटूच..

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    Loved the story, Susan. It makes you believe that there is good in the world even for a brief time.And you are right, ChrisB, the light this season brings does help to pierce the “darkness” of December.

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    What Danielle and Dan did to Ian was supposed to be in fun! They both took it too far! Then they showed their true colors when they just laughed about it, repeatedly. It is always different when it does not concern them. Then later to drill Ian with 20 questions. No one will measure up to the young man Ian is in the BB house!

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    Well,eastern orthodoxy is anti-western because of the crusades. Also, eastern orthodox tend to like their Justinians and Putins. Merge religion snd the state together, old justy had a long reconquest war in Italy. Justy also kick pagans out of office, the evangelicals are mild compared to Justinian who castrated homosexuals.The historic West-the Catholics of 1492 and their descendants-is clearly engaged in a long term romance with the ideas of surrender and suicide. So maybe those whites not in love with death need to turn to the semi-Asiatic east. Take a look at this:

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